Dienstag, 29. November 2011

Die Ökonomie des Kreativen

Heute ist es soweit: Das europäische Amt für Betrugsbekämpfung kommt zu uns, um die Verwendung der EU-Gelder zu prüfen. Doch greift eine Untersuchung der rechtmäßigen Nutzung regionaler Wirtschaftsförderung nicht viel zu kurz? Die viel wichtigeren Fragen wären doch: Wie passen einseitig ausgerichtete Mittel und eine akademische Einrichtung zusammen? Wie viel Zweckgebundenheit vertragen freiheitliche Wahrheitssuche und schöpferisches Wirken?

Aufschluss hierüber gibt ein Fundstück aus dem vermeintlich wohl freiesten Bereich: den Künsten. Wir wünschen Euch viel Spaß bei folgenden Ausschnitten aus einem Inkubator-Antrag:

Projekte mit der Kreativwirtschaft im Bereich der visuellen Kunst haben von der Besonderheit des Wertbildungsprozesses bzw. der Wertbildungskette der künstlerischen Produktion auszugehen. In der Literatur wird in diesem Zusammenhang der Begriff des ästhetischen oder auch symbolischen Werts, teilweise auch des symbolischem Kapitals gebraucht. Der ökonomische Wert der Kunst beruht typischerweise nicht auf dem Maß investierter Arbeit durch individuelle Künstler oder auf den Kosten für das eingesetzte Material, sondern vielmehr auf komplexen Bewertungsprozessen im Rahmen einer arbeitsteiligen Struktur mit zahlreichen Beteiligten. Im Prinzip ist es durchaus möglich, beispielsweise mit Materialkosten im Bereich von lediglich drei- oder vierstelligen monetären Größen und der individuellen Arbeitszeit eines Produzenten – eines Mikrounternehmers – , die sich auf weniger als eine Woche beläuft, Produkte zu generieren, die auf dem Markt – typischerweise mit Verzögerung – Preise etwa in sechsstelliger Höhe erzielen. Solche Effekte sind in der speziellen Ökonomie der Kunst schwer zu prognostizieren. Deshalb wird in der ökonomischen Literatur (vgl. z.B. Richard E. Caves, Creative Industries, Cambridge, Mass. Harvard University Press 2000) auch von der „nobody knows“-Eigenschaft symbolischer Güter ausgegangen.

Im Feld der Produktion von Unikaten, in „deep pocket markets“, entsprechen Preise dem Marktwert, im Gegensatz zum kulturellen Massenmarkt bzw. dem Markt von Multiples, in dem der Preis mit der Menge zu multiplizieren ist (vgl. Hans Abbig, The Exceptional Economy of the Arts, Amgsterdam University Press 2002). Im Kontext der im Rahmen des CVA-Projekts vor allem maßgeblich an der Herstellung von Unikaten orientierten künstlerischen Produktion ist von einer Konversion des ästhetischen Werts bzw. des über Bewertungsprozesse erworbenen symbolischen Kapitals in ökonomisches Kapitals bzw. in Preise, die sich am Markt erzielen lassen, auszugehen. Dabei geht es primär um ein entsprechendes Potential, da sich hohe Preise in einer Ökonomie des lange Zyklus, in dem der „time lag“ eine entscheidende Rolle spielt, typischerweise erst mit Verzögerung erzielen lassen. Eine solche Ökonomie ist für den Kunstmarkt charakteristisch. (vgl. Pierre Bourdieu, The Rules of Art. Stanford University Press 1996) [1]

Zur Einschätzung der Region Lüneburg und dessen nutzbares Potential für die Kreativwirtschaft schreiben die Autor_innen:
Die Erhöhung der internationalen Sichtbarkeit der führenden kreativwirtschaftichen Institutionen der Region in Verbindung mit einem entsprechenden künstlerischen Angebot und Kreativkapital erhöht deren Attraktivität und damit auch die der Region. Mit Hilfe von künstlerischer Produktion und Künstlern lassen sich Sichtbarkeitseffekte erzielen, die im Vergleich zu gängiger kommerzieller Werbung mit geringen Kosten und hoher geographischer Reichweite verbunden sind. Die Erhöhung der Sichtbarkeit macht die Region speziell für potentielle Investoren mit höherem kulturellen und ökonomischen Kapital bzw. für kreativwirtschaftliche Gruppen inkl. Symbolproduzenten, die für Wertbildungsprozesse entscheidend sind, interessanter. Der medial induzierte Tourismuszuwachs der jüngeren Zeit (der ARD „Rote Rosen“-Soap-Effekt in der Stadt Lüneburg) wird lediglich von sehr temporärer Dauer sein. Er stützt sich auf Gruppen mit bescheidenem kulturellen und ökonomischen Kapital, die nicht als Investoren in Frage kommen. Über die Maßnahme des CVA-Projekts ergeben sich potentiell Effekte im Sinne der Theorie der weichen Standortfaktoren wie des Konzepts des Optionsnutzen. Die Region hat im kulturellen Bereich jenseits von visueller Kunst (Musik, Theater, Literatur) lediglich schwache lokale und regionale Reichweiten aufzuweisen und kein erkennbares Entwicklungspotential weder für transregionale Sichtbarkeit noch für eine entsprechende Anziehungskraft für ökonomisch interessante externe Gruppen.

Im Rahmen der Ausstellungstätigkeit mit Hochkreativen der Preisverleihungen sowie des Gastprogramms mit besonders innovativen Produzenten werden Vertreter regionaler KMU (Inhaber, Manager) als Teil der regionalen ökonomischen Eliten gezielt angesprochen (Zielgruppe Netzwerk III). Zu den diagnostizierten Schwächen der Region zählt nicht zuletzt die geringe „Toleranz“ im Sinne des 3 T-Modells des Regionalökonomen Richard Florida. Geringe Toleranz meint in diesem Zusammenhang insbesondere auch ein geringes Maß an Toleranz gegenüber der Abweichung von ausgetretenen Pfaden und gegenüber dem Neuen, d.h. ein Defizit auf der Ebene des subjektiven Innovationspotentials, das auf Einstellungen, Mentalitäten und Habitus zurückzuführen ist. Von der Auseinandersetzung mit Produzenten, die der „Tradition des Neuen“ verpflichtet sind und dabei über Durchsetzungspotential auf einer internationalen Ebene verfügen, ist eine Verringerung dieser mentalen Innovationsbarrieren zu erwarten [1]

Haben bisher noch Einige an einer reinen Ökonomisierung von Bildung gezweifelt, so dürfte sie diese strategische Ausrichtung an reinen Kapitalkriterien erstaunen. Die Einstufung nach Kriterien des Marktes diskreditiert nicht nur die Region Lüneburg, sondern auch das, worum es hier doch eigentlich gehen sollte: Kultur und Künste.

LeuphanaWatch sagt: Die zweckgebundene, mit der Auflage der Wirtschaftsförderung verbundene Finanzierung von dem, was einmal Forschung und nicht nur Suche nach Vertriebswegen war, greift unzulässig in die Universität ein. Welche grundlegende Ausrichtung wird den Studierenden mit diesem absoluten Wert der Rentabilität als Wissenschaft verkauft?

[1] Textauszüge aus einem EU-Großprojektantrag, Teilmaßnahme „Projekte mit der Kreativitätswirtschaft“. LeuphanaWatch bedankt sich für den Hinweis per Mail.

Montag, 28. November 2011

Fachschaft BWL hat Förderverein

Die Fachschaft BWL mit dem neuen Namen hat einen eigenen Förderverein. Der trat als Veranstalter der "Welcome (back) @Leuphana" HörsaalgangParty öffentlich in Erscheinung (1). Es stellt sich die Frage, ob durch den Trick der Vereinsgründung lediglich die Möglichkeit genutzt wurde, ab sofort Spendenquittungen an die reichlich vorhandenen Sponsoren (u.a. KPMG) ausstellen zu können. Interessant dürfte der Verein besonders hinsichtlich der Verwendung studentischer Gelder werden. Während sämtliche Fachschaftsfinanzen vom Finanzreferenten des ASTA überwacht und kontrolliert werden (2), ist dieser für den Verein nicht zuständig. Die Preisfragen lauten also: Findet ein Geldtransfer zwischen Studentenschaft und dem Verein statt? Gibt es eine gemischte Finanzierung unter Beteiligung von Fachschaft und Verein bei Partys oder anderen Veranstaltungen?

Unabhängig davon irritiert der Vereinsname: "Förderverein der Fachschaft der Leuphana Uni LG e.V." (1). Wieder einmal vergisst die Fachschaft BWL, dass sie nicht die Fachschaft der Leuphana Universität Lüneburg ist. Sie mag sich fälschlicherweise so nennen, aber es gibt viele weitere Fachschaften. Etwas mehr Bescheidenheit wäre angebracht - bei der Fachschaftsbezeichnung wie beim Vereinsnamen.

(1) Flyer zur Hörsaalgangparty am 15.10.
(2) http://www.asta-lueneburg.de/referate/finanzreferat/
LeuphanaWatch dankt für den Beitrag, den wir in einer eMail erhalten haben.

Freitag, 25. November 2011

ASTA zur Hochschulpolitik in Niedersachsen

Für diesen Blog arbeiten Menschen und denen geht manchmal eine Nachricht unbeachtet durch. So ist es uns mit einer grundlegenden Stellungnahme des ASTA geschehen, die wir zur Diskussion nachreichen. Der Inhalt ist nach wie vor aktuell.
Stellungnahme des AStA der Universität Lüneburg zur aktuellen Hochschulpolitik in Niedersachsen

Studienfinanzierung
Immer mehr Kosten werden auf die Studierenden abgewälzt. Neben den Studiengebühren erlaubt die niedersächsische Politik den Universitäten Verwaltungskostenbeiträge zu erheben und die Unterfinanzierung der Studentenwerke sorgt dafür, dass diese den Studierenden ebenfalls tiefer in die Taschen greifen müssen. Der hohe finanzielle Druck sorgt für soziale Selektion und diskriminiert Studierende, welche aus finanziell benachteiligten Verhältnissen stammen. In Anbetracht der Tatsache, dass die allgemeinen Studiengebühren nur noch in Bayern und in Niedersachsen existieren, muss auch die politische Situation zu diesem Thema in diesen beiden Bundesländern neu bewertet werden. Wir fordern ein gebührenfreies Studium.

Hochschuldemokratie
Der AStA sieht das Modell der Stiftungsuniversität kritisch. Die Hoffnungen, dass sich die Universitäten durch private Gelder ein Stück weit selbst finanzieren könnten, hat sich nicht bewahrheitet. Gleichzeitig haben die Strukturen der Stiftungen zu einem Verlust an Demokratie durch eine Zentralisierung der Macht auf das Präsidium und zu einem Verlust an Kontrolle aufgrund der Intransparenz und der fehlenden universitären Anbindung von Stiftungsräten geführt. Hochschulen dürfen nicht der Spielball von privaten Interessen werden. Darüber hinaus sollte zumindest in jedem Stiftungsrat ein studentisches Mitglied vertreten sein. Vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur erwarten wir eine sinnvolle Kontrolle der Hochschulleitungen, die auch die Interessen der Studierenden berücksichtigt.

Die externen Berufungskommissionen haben darüber hinaus den Prasidien die Möglichkeit gegeben, in eines der wichtigsten Rechte der Fakultäten einzugreifen und den Studierenden bei Berufungen das Stimmrecht zu nehmen. Wir fordern studentisches Stimmrecht bei allen Berufungsverfahren und eine strenge Kontrolle der Anwendung von externen Berufungskommissionen. Diese dürfen nicht die Regel sein, sondern nur in Fällen eingesetzt werden, in denen Fakultäten ohne hausexterne Berufungsmöglichkeiten handlungsunfähig sind.

Die Möglichkeit, PräsidentInnen ohne Ausschreibung direkt wieder zu bestellen, schwächt die Position des Senats und bietet den wichtigsten hochschulpolitischen AmtsträgerInnen die Möglichkeit, sich einem Wahlkampf zu entziehen. Damit geht ein wichtiger politischer Abstimmungsprozess um die besten und gewünschten Konzepte für die Hochschule verloren. Wir fordern diese Möglichkeit wieder aus dem niedersächsischem Hochschulgesetz (NHG) zu streichen.

Die forcierte Öffnung der Universitäten für Drittmittel, auch aus der Wirtschaft, haben zu einem zunehmenden Einfluss privater Interessen geführt, der im Widerspruch zur Freiheit von Forschung und Lehre steht.

Zwangsexmatrikulationen
Zum Ende des vergangenen Semesters wurden zahlreiche Studierende zwangsexmatrikuliert, da ihre Studiengänge ausliefen. Aus Sicht des AStA sollten alle Studierende die Möglichkeit haben, ihr Studium erfolgreich abzuschließen. Nur weil Studierende längere Zeit im Ausland verbringen, Kinder betreuen, oder mehrere Urlaubssemester, darf ihnen nicht die Möglichkeit eines Abschlusses genommen werden. Dies ist kein altes Problem, denn auch in naher Zukunft sind weitere Studiengangsreformen zu erwarten, dadurch werden vermehrt auch Studiengänge auslaufen. Wir fordern das Recht, ein begonnenes Studium auch nach unbegrenzter Zeit beenden zu können, in das NHG aufzunehmen. Ebenso dürfen zukünftig keine Ziel- und Leistungsvereinbarungen zwischen Universität und dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur geschlossen werden, die das endgültige Auslaufen von Studiengängen beinhalten.

Bachelor und Masterreformen
Die Schwierigkeiten des Bachelor-Master-Systems sind noch nicht erfolgversprechend angegangen. Die Mobilität der Studierenden konnte im Verhältnis zu den alten Abschlüssen bislang nicht erhöht werden. Die verschulten Systeme lassen an vielen Universitäten nur wenig Wahlmöglichkeiten. Des Weiteren ergeben sich oft Probleme mit dem Übergang zu Masterstudiengängen an anderen Universitäten. Wir fordern, den Reformprozess unter Einbeziehung der StudierendenvertreterInnen der AStA und der Landesastenkonferenz fortzusetzen. Bei Studiengängen, die nicht für das Modell geeignet sind, sollten andere Abschlüsse ernsthaft in Betracht gezogen werden (Bsp. Lehramt) und der vierjährige Bachelor muss flächendeckend diskutiert werden. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Masterplatzgarantie. Solange ein Masterplatz für eine Qualifizierung notwendig ist - und nicht, wie z.B. in den USA eine Vorstufe zur Promotion ist - muss jede Studierende einen Masterplatz erhalten.

Dienstag, 22. November 2011

Leuphana wird fünf

Auf den Tag genau vor fünf Jahren präsentierte Vizepräsident Holm Keller dem Senat das Konzept Leuphana Universität Lüneburg. LeuphanaWatch erinnert daran mit einem alten Beitrag der ASTA-Zeitung (Seite 2 f.), der zum ersten Geburtstag von Leuphana erschien und hier zitiert ist:

Ein Jahr danach: Wie die Uni ihren Namen bekam

„Stiftung Uni LG“, „Uni LG“, „Leuphana Uni LG“ oder doch „Leuphana“? Warum diese verschiedenen Bezeichnungen, warum sagen nicht alle „Leuphana“? Wir wagen einen Blick in die Historie, denn inzwischen ist „Leuphana“ ein Jahr alt.

Irgendwann im Sommer 2006 beginnt die Hamburger Agentur „Scholz & Friends“ im Auftrag der Unileitung, einen neuen Außenauftritt für die Uni Lüneburg zu entwickeln. Normalerweise arbeitet S&F für Kunden wie die Bundesregierung, die FAZ, Tchibo oder Siemens, hier ist sie aber für die kleine Uni in einem pro bono (‚für umsonst‘) Projekt tätig. S&F sucht aus anfangs 70 Ideen einen neuen Namen, für den dann ein komplettes PR-Paket geschnürt und an „peer groups“ ohne Beteiligung von Mitgliedern der Universität getestet wird. Logo, Layout, Anzeigen, Homepage-Prototyp, Broschüren und ein komplettes PR-Handbuch werden erstellt. Die Markenrechte und Internetdomains für den Namen werden gesichert.

Am 18. Oktober 2006 teilt der Präsident im Senat mit, dass ein Bestandteil der Neuausrichtung auch ein „neuer Außenauftritt“ der Universität sei. Der Senat horcht interessiert auf. Die europaweit renommierte Hamburger Agentur „Scholz & Friends“ unterstütze die Uni bei der Entwicklung. Auf einer Infoveranstaltung solle die Hochschulöffentlichkeit darüber informiert werden. Diese fällt später aus, da die Agenturvertreter kurzfristig absagen. Der Senat betont, dass nur die Uni selbst eine „extern entwickelte Marke mit Inhalt füllen kann“. Der Senat will die Außendarstellung diskutieren und fortentwickeln, erfährt aber vorerst nichts Genaues.

Im Zeitraum bis zur nächsten Senatssitzung kursieren wilde Gerüchte man hört etwas von „Leufania“ und dass auf der nächsten Sitzung ein neuer Name beschlossen werden soll. Der AStA fordert Aufklärung und kündigt an, ansonsten müssten sich alle Studierenden direkt im Senat informieren.

Zwei Stunden vor der Senatssitzung am 22. November kommt Vize Keller auf die AStA-Sitzung und stellt 70 Minuten lang den Außenauftritt „Leuphana“ (vermeintl. antike Ortsbezeichnung für LG) vor (vgl. „Das Leuphana-Konzept“). Das Ganze wiederholt sich wenig später im Senat, der ohne studentischen Großbesuch auskommt. Die „gebrochenen Kristallfarben“ verleiten einen Senator zu der Bemerkung, diese würden ja hervorragend zum vom Präsidium skizzierten Zustand der Uni passen. Der Senat diskutiert intensiv die Frage, ob die Uni überhaupt einen neuen Außenauftritt braucht, ob „Leuphana“ ein geeignetes Konzept sei und wie man es ggf. einführen könnte. Alternativen gibt es nicht – Leuphana oder nichts. Schließlich einigt man sich darauf, dass man einen neuen Außenauftritt einführen und dass dieser direkt für die gesamte Uni gelten sollte. Eine endgültige Entscheidung wird, sehr zum Missfallen von VP Keller, in den Dezember vertagt, um hochschulweit diskutieren zu können. Die Vorbereitung für „Leuphana“ geht weiter: Broschüren werden gedruckt, eine Webseite entwickelt. Dies ist nach Aussage von Herrn Keller nötig, um vor Weihnachten das Material veröffentlichen zu können – die „guten“ Studis würden da schon nach einer Uni suchen und diese Personen müsste man unbedingt erreichen.

Nach einer Infoveranstaltung und einem Workshop tagt am 13.12.06 der Senat erneut. Es werden die Anregungen und Gedanken zu „Leuphana“ diskutiert und die Vorschläge des Workshops beraten. Die Befürchtung wird geäußert, die Uni könnte den propagierten Erwartungen nicht gerecht werden. Vor allem besteht der Senat darauf, den ‚Zusatz’ „Universität Lüneburg“ unbedingt gleichwertig unter dem „Leuphana“ zu erhalten, wenn er auf Grund des bereits ausgegebenen Geldes Leuphana schon kaum noch ablehnen kann. Außerdem werden einige Änderungen gewünscht. Schließlich „begrüßt [der Senat] die Einführung und Umsetzung eines neuen Außenauftritts als ‚Leuphana Universität Lüneburg’“ mit 11:3:3 Stimmen.

Zwei Tage später berichtet die Landeszeitung erstmals über „Leuphana“, vor Weihnachten warten die „guten“ Studis erfolglos auf das Infomaterial der Uni. Statt dessen witzelt der halbe Campus über „Leufanta“ und „Leuphana – hört sich an wie ein Abführmittel“, die „univativ“ befasst sich mit dem „leicht esoterisch angehauchten Farbkonzept“.

Am 01.01.07 tritt ein neues Nds. Hochschulgesetz in Kraft. Während der Senat im Dezember nur zustimmen musste, hätte er jetzt für Leuphana die Grundordnung mit 2/3-Mehrheit ändern müssen. Das wahre Motiv für den Zeitdruck, der im letzten Jahr bestand?

Im Frühjahr entdeckt die LZ das Thema „Leuphana“ für sich, es gibt reihenweise Artikel und Leserbriefe. Die Mehrheit der Leser findet den Namen Leuphana für ungeeignet, es hagelt Kritik und Alternativvorschläge. Auch Ministerpräsident Wulff schaltet sich ein und lässt per SMS einen Vorschlag zum Unipräsidenten schicken. Oberbürgermeister Mädge ist auch nicht begeistert. Die „guten“ Studierenden warten nach wie vor auf das Infomaterial, was es plötzlich nicht mehr so eilig hat.

Am 10. Februar hält eine Leserin die Begründung für den Namen für „wackelig“. Das Leuphana des Ptolemäus liege irgendwo bei Hamburg oder in der Altmark oder in Meck.- Pomm. oder gar westlich des Rheins. Um sicher zu gehen, dass der Name auch auf die Uni passt, schlägt sie „Sascha-Spoun-Universität“ vor. Es folgen Kommentare wie „Schilda lässt grüßen“ und „Spounität Lüneburg“, bevor der bekannte Namensforscher Prof. Dr. Udolph aus Leipzig und der Sprachwissenschaftler Prof. Alpers aus Hamburg bestätigen: Leuphana hat mit Lüneburg nichts zu tun. Noch viel schlimmer: „Leuphana lag in Holland“!

Die Unileitung macht aus der Not eine Tugend und lässt sich eine neue Begründung für den Namen einfallen (vgl. „Was nicht passt wird passend gemacht“). Dann wird dieser am 20. März auch öffentlich im Foyer der Unibibliothek präsentiert. Aussagen des Präsidenten wie „Das Interessante ist zu Leuphana: von den Lüneburgern wird es nicht verwendet.“ oder „Es hat irgendwie was zu tun mit einem Ei. (...) Das Ei hat einen großen Vorteil: Wir wissen nicht, was rauskommt.“ erreichen Kultstatus in interessierten Studierendenkreisen. Am nächsten Tag folgt dann eine bundesweite Pressekonferenz in Berlin, auf der das „Leuphana“-Konzept der Presse vorgestellt wird. Die „guten“ Studierenden bekommen endlich ihre Infomaterialien. Der AStA organisiert in Berlin eine Demo, um auf die Namensfindung und die Seltsamkeiten hinzuweisen (Vgl. „Berechtigte Kritik“). Außerdem stellt er eine Pressemappe zusammen, die sich u.a. mit dem Namen Leuphana auseinandersetzt.

Seit dem 23. März [2007] heißt die Uni jetzt „Leuphana“ – ganz im Sinne des Senats, der „Universität Lüneburg“ unbedingt gleichgroß im Namen haben wollte.


Das Leuphana-Konzept
Ziel des Außenauftritts der Uni ist es, eine „Marke“ zu etablieren, die national und international wahrgenommen wird. Die Position der Universität im Wettbewerb der Hochschulen soll gestärkt werden. Die Marke soll die Attribute „anspruchsvoll“, „offen“, „vernetzt“, „lebendig“ und „zukunftsfähig“ transportieren und das Herz eines attraktiven Außenauftritts bilden. Der Begriff „Leuphana“ geht auf den griechischen Gelehrten Ptolemäus zurück, der die Region um Lüneburg so bezeichnete. Er ist international aussprechbar, war markenrechtlich noch zu haben und hat keine negativen Assoziationen. Über dem Schriftzug ist eine Grafik platziert, die wahlweise als Netzwerk, Würfel oder Kristall zu beschreiben ist. Sie soll deutlich machen, dass oft verschiedene Perspektiven nötig sind, um zu Erkenntnissen zu gelangen. Unter dem Schriftzug „Leuphana“ steht ein Zusatz, je nachdem um welchen Teil der Universität es sich handelt. Als Farben verwendet die Leuphana eine „eigenständig entwickelte Farbwelt“ aus „Naturfarben von Kristallen“.

Was nicht passt wird passend gemacht
Als wissenschaftlich nachgewiesen wurde, dass Leuphana mit Lüneburg wohl eher nicht gleichzusetzen sei, geriet die Namensbegründung ins Wanken. Die anerkannte Lokalisation in den Niederlanden drohte zu einer Blamage zu werden. Also zauberte man schleunigst eine neue Begründung aus dem Hut: Entscheidend seien gar nicht die genauen Fakten, sondern das Streben des Ptolemäus nach Wissen und seine Bereitschaft, scheinbar sichere Erkenntnisse in Frage zu stellen und weiterzuentwickeln. Seine Leidenschaft und Neugier seien auch heute noch „die wichtigsten Voraussetzungen für eine lebendige Wissenschaft“. „Diesem Geist entdeckenden Forschens und Lernens fühlt sich die Universität Lüneburg durch ihren Namen Leuphana verbunden.”


Berechtigte Kritik
Kritik am Prozess der Namensfindung: Die Mitglieder der Uni wurden erst zu einem sehr späten Zeitpunkt informiert und beteiligt, ihnen wurde eine fertige Lösung vorgesetzt. Diskussionsräume wurden durch vermeintlich hohen Zeitdruck stark begrenzt, Gestaltungsmöglichkeiten gab es de facto keine mehr bzw. sie begrenzten sich auf Schönheitskorrekturen. Als Wahlmöglichkeiten gab es nur „ja“ oder „ich stimme zu“. Eine echte demokratische Entscheidung war nicht möglich, der Prozess in den Augen vieler „einer Universität nicht würdig“. Kritik wird auch am Namen geübt: Er höre sich an wie ein Abführmittel, habe mit Lüneburg und der Geschichte der Lüneburger Uni nichts zu tun. Die Umdeutung der Unileitung sei einfach nur peinlich. Außerdem sei generell auf das „branding“ von Universitäten zu verzichten, denn diese seien keine Unternehmen. Zahlreiche andere große deutsche Universitäten machten deutlich, dass dies problemlos möglich sei. Diese Kritikpunkte sind ausschlaggebend dafür, dass viele Mitglieder der Uni den Begriff „Leuphana“ nicht verwenden – nicht aus Ablehnung von „Neuem“ oder von Personen, sondern um ein Zeichen zu setzen, dass eine Uni sich nicht alles gefallen lassen darf.

Ebenfalls sehr lesenswert ist ein Text, den der ASTA an Journalisten verteilte.

LeuphanaWatch gratuliert der Leuphana Universität Lüneburg. Sie hat ihren Weg konsequent fortgesetzt. Allein über die Richtung lässt sich streiten.

Sonntag, 20. November 2011

Kandidaten für Senat / FAK-Räte stehen fest

Für die akademischen Wahlen im Dezember steht fest, wer für den Senat und die Fakultätsräte kandidiert und um Stimmen wirbt. Details zur Wahl und zu den Wahlvorschlägen gibt es auf der Webseite der Leuphana Universität Lüneburg.

http://myshare.leuphana.de/de701e774c0277718187eeec16a595e5

Die wichtigsten Erkenntnisse für Studenten bzgl. der Senatswahl:
Die Liste der Fachschaft BWL nennt sich in diesem Jahr "LEUPHANA gemeinsam gestalten".
Eine Uni für alle nennt sich "AKUT".

Samstag, 19. November 2011

Geht es noch peinlicher?

In den letzten Tagen hat sich ein wahrer Showdown über die eMailverteiler der Leuphana Universität Lüneburg ereignet. Die Kontrahenten: eine neue Professorin, die Fachschaft BWL und die Senatoren der Liste "Eine Uni fuer alle". LeuphanaWatch dokumentiert:

Auslöser war eine Pressemitteilung von "Eine Uni fuer alle" vom 1.11..

Am 17.11. sandte ein Mitglied der Fachschaft BWL folgende eMail über die Verteiler:
Liebe Kommilitonen,
heute wurden wir von Frau Prof. Dr. (Name zum Schutz der neuen Professorin entfernt, LW) gebeten, die unten stehende Nachricht zu verbreiten.

Gerne tue ich dies über diesen Weg. Ich teile die Meinung von Daniela Steinert (Senatsliste „Eine Uni für alle“/ „AKUT“) ausdrücklich nicht. Vielmehr sehe ich in den neuen Professoren und Dozenten, die an die Leuphana kommen eine Bereicherung für unsere Universität. Sie helfen den eingeschlagenen Weg der Neuausrichtung weiterzugehen und tragen zu einer Vielfalt an unserer Uni bei.

Frau (Name entfernt, LW) und viele andere würden sich bestimmt freuen, wenn ihr Euch bei Ihr meldet und eure Meinungen zu den neuen Mitgliedern der Leuphana weitergibt. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass Ihr alle gegen neue Meinungen und Herangehensweisen seid.

Viele Grüße

(Name des Mitglieds der Fachschaft BWL entfernt, LW)
(Senatsliste „Leuphana gemeinsam gestalten!“)

******
Mail von Frau (Name entfernt, LW):


Liebe Frau Steinert,
liebe Studierende,
vor drei Wochen habe ich mit viel Enthusiasmus meine Tätigkeit als Professorin für Kunstgeschichte an der Leuphana Universität aufgenommen. Ein am 1. November über myStudy verschicktes Schreiben, unterschrieben von der Senatsliste „Eine Uni für alle“, hat mich - und nicht nur mich, sondern auch andere neu berufene Kolleginnen und Kollegen – irritiert. Dort heißt es in einem Zitat von Ihnen, Frau Steinert, dass wir, also die neu Berufenen, der Universität schaden würden. Für diese infame Behauptung hätten ich und andere Angesprochene gerne eine Erklärung, und wir hoffen, dass dies im Modus einer kritischen Argumentation statt der Diffamierung möglich ist. Auch wüssten wir gern, ob die Studierenden insgesamt diese Einschätzung teilen, ob also Ihre Meinung Konsens ist oder nicht. Deshalb lade ich die Studierenden, im Namen auch anderer neu berufener Kolleginnen und Kollegen, herzlich zu einem Gespräch ein. Geeignet scheint mir ein Mittwochnachmittag zu sein, damit auch möglichst viele teilnehmen können.

Vor allem aber sollte es in diesem Gespräch um unsere zukünftige Zusammenarbeit gehen. Für einen Gesprächstermin schlage ich den 23. November, 14.00 – 15.00 Uhr vor, im Raum C5.326. Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Studierende an diesem Gespräch teilnehmen würden.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. (Name entfernt, LW)
Am 18.11. folgte umgehend eine Erklärung der angegriffenen Senatorin:
Liebe Studierende,
zum Hintergrund der Email, die (Name entfernt, LW) (Nachrücker für den Senat, Senatsliste "Für Euch und unsere Uni - die Fachschaft"; Fachgruppenvertretung BWL) gesternabend weitergeleitet hat:

Das Schreiben von Frau (Name der Prof. entfernt, LW) an mich und die Studierenden ist bereits älter. Über drei Ecken und leider nicht von ihr persönlich wurde mir ihr Schreiben schon Anfang November zugetragen. Sie fragte einige neu berufene Kolleg_innen, ob diese eine solche öffentliche Veranstaltung ebenfalls begrüßen würden und schickte ihnen diesen Brief, den nun auch ihr erhalten habt. Offensichtlich läd sie allerdings als Einzige zu dem Treffen am 23. November ein.

Auf ihren Brief hin habe ich am 08.11. geantwortet, um meine Aussage in den richtigen Kontext zu stellen und mich für das Missverständnis zu erklären und zu entschuldigen. Leider habe ich daraufhin keine Reaktion erhalten, auch nicht von Frau (Name entfernt, LW) selbst.

Dass jetzt der Brief von Frau (Name der Prof. entfernt, LW) an alle Studierenden verschickt wird, ist deshalb sehr befremdlich für mich, da Frau (Name der Prof. entfernt, LW) zu keinem Zeitpunkt den direkten Kontakt zu mir gesucht oder Interesse daran gezeigt hat, meine Entgegnungen zu ihrem Brief wahrzunehmen bzw. zu kommentieren. Auch hat sie den Termin, zu dem sie die Studierenden einläd, nicht versucht, mit mir abzusprechen, so dass ich ihr Interesse an einer tatsächlich klärenden Aussprache nicht erkennen kann.

Ich leite Euch hiermit mein Schreiben weiter, welches ich an Frau (Name der Prof. entfernt, LW) gerichtet habe. Darunter findet ihr außerdem die Pressemitteilung, auf die sich Frau (Name der Prof. entfernt, LW) bezieht. Wie bereits in diesem Schreiben angekündigt, werde ich mich an einem Treffen gerne beteiligen, wenn es sich um ein inhaltliches Treffen handelt. Bisher möchte Frau (Name der Prof. entfernt, LW) eine Erklärung meinerseits zu meiner Aussage und ein Treffen mit Studierenden, um zu erfahren, ob alle Studierenden diese meine vermeintliche Aussage teilen.
Meine Erklärung hat Frau (Name der Prof. entfernt, LW) bereits erhalten und ich wiederhole sie hiermit gerne noch einmal (siehe unten). Da ich die Aussage, die neu berufenen Professor_innen schaden der Universität, niemals geäußert habe, kann ich den Hintergrund und den Sinn ihres zweiten Anliegens allerdings nicht verstehen. Zu jeder inhaltlichen Diskussion bin ich gerne bereit. Derzeit entsteht allerdings aufgrund des Vorgehens von Frau Söntgen eher der Eindruck, als verfolge sie politische Interessen, die außerhalb der Klärung meiner Aussage liegen.

Abschließend möchte ich auch anmerken, dass es mich irritiert, dass Frau (Name der Prof. entfernt, LW) den Weg über (Name des Mitglieds der Fachschaft BWL entfernt, LW) wählt (und nicht z.B. über die zentrale studentische Exekutive - den AStA), um ihren Brief an die Studierenden zu verbreiten. Ausdrücklich distanzieren möchte ich mich davon, dass Herr (Name des Mitglieds der Fachschaft BWL entfernt, LW) diese Aufgabe, die ihm Frau (Name der Prof. entfernt, LW) übertragen hat, nutzt, um als bisher unbeteiligter Dritter seine Meinung kund zu tun und sich damit zu positionieren und zu profilieren. Sollte es sich bei dem angekündigten Treffen um eine sachliche Diskussion handeln, darf diese nicht im Vorfeld mit den politischen Differenzen zwischen den bisherigen politischen Akteur_innen verbunden und belastet werden.

Beste Grüße,
Daniela

**********
EMAIL VOM 8.011.2011

Liebe Frau (Name der Prof. entfernt, LW),
Liebe Neuberufene,
Liebe Studierende,

offensichtlich ist bei der Pressemitteilung der Senatsliste "EINE Uni fuer ALLE" (http://eineunifueralle.wordpress.com/2011/11/01/universitat-luneburg-war-niemals-pleite/) ein Missverstaendnis aufgetreten.
Meine Aussage, die externen Berufungskommissionen und das Vorgehen von Praesident Herrn Spoun haetten der Universitaet geschadet, bezieht sich auf den Einstellungsstop, den Herr Spoun von 2006 bis 2008 verlaengert hat und demnach bis 2009 keine Professor_innen eingestellt werden konnten. Dies tat er mit der Argumentation, die Universitaet sei herab gewirtschaftet und in den roten Zahlen. Aufgrund einer dieser Aussagen wurde damals gegen Herrn Spoun eine Klage eingereicht. Dass die Pleite der Institution tatsaechlich nicht der Wahrheit entsprach, können wir jetzt mit Jahresabschlussbilanzen belegen. Dass der Universitaet damit geschadet wurde - 3 Jahre lang Mangel in Lehre und Forschung, sowie in der Entwicklung von Fachbereichen und Forschungsfeldern, UEberbelastung der Lehrenden, etc. - das werden Ihnen auch viele der Menschen bestaetigen können, die damals ebenfalls bereits an der Universitaet waren.
Vor allem, weil mit der Einfuehrung des (Alt-)Bachelors sowie 2007 mit der uebereilten Einfuehrung des Leuphana-Bachelors insgesamt 3 bzw. 4 Studienabschluesse (je nachdem, ob Magister und Diplom als ein oder zwei Abschluesse zu rechnen sind) an der Universitaet parallel liefen, war die Arbeitsbelastung und Auslastung der Institution sehr hoch.

Meine Aussage beinhaltet darueber hinaus ebenfalls Kritik daran, dass die Fakultaeten aufgrund der externen Berufungskommissionen ihr Hoheitsrecht der Berufungen verloren haben und die Gestaltung der Studien- und Forschungsinhalte somit nicht von der Universitaet getragen, sondern vom Praesidium vorgenommen wurde. Auch haben die Studierenden ihre Stimme in den Kommmissionen verloren. Diese Neuberufungen aber beeinflussen sehr stark die Ausrichtung der Universitaet und sollten demnach auch von einer Gemeinschaft vorgenommen werden. Viele Profs initiierten damals eine Unterschriftenliste gegen diesen vehementen Eingriff in die Rechte der Fakultaeten, ueber eine Klage wurde lange diskutiert. Denn die flaechendeckende Einrichtung solcher Kommissionen ist vom Gesetz nicht gedeckt, eine juristische UEberpruefung - die dem Praesidenten nach seiner Aussage vom Ministerium vorlag - haben wir nie zu Gesicht bekommen.
Dass aber solch einseitige, von den Fakultaeten nicht getragene, Berufungen auch einseitige Interessen beruehren und eben nicht ausgewogen stattfinden (gerade transdisziplinaere Studiengaenge leben von den pluralistischen Perspektiven innerhalb der Fakultaeten - die Einsetzung von Kommissionen und die Berufungen muessen demnach auch innerhalb dieses Pluralismuses stattfinden), vor allem nicht innerhalb der Expertise vor Ort (welche die Uni, die Studiengaenge, die Beduerfnisse etc. kennen), ist eine kaum auszubleibende Folge. Dass dieses Vorgehen auch der universitaeren Gemeinschaft und die lange Zeit der Mangelwirtschaft den Lehrenden und den Studierenden geschadet hat, dies bleibt meine Aussage.

Ich bitte allerdings diejenigen um Verzeihung, die sich von meiner, möglicherweise durch einen unguenstigen Ausdruck missverstandene, direkte Aussage vor den Kopf gestoáen fuehlen. Diejenigen der neu berufenen Professor_innen, die mir bereits begegnet sind, mit mir vielleicht auch schon politisch diskutiert haben, werden hoffentlich bestaetigen können, dass ich ihnen niemals abschaetzig begegnet bin und niemanden verantwortlich mache fuer eine Situation an der Universitaet, die sie nicht beeinflussen konnten.

Bei einer Diskussionsrunde zu "externen Berufungskommissionen", "Neuberufungen" u.a. wuerde ich selbstverstaendlich auch zu meinen Vorbehalten und zu den Vorwuerfen, die ich Herrn Spoun mache, Stellung beziehen.

Mit freundlichen Grueßen,
Daniela Steinert
Wenige Stunden später erklaerte widerum das betroffene Mitglied der Fachschaft BWL:
Liebe Kommilitonen,
ich schreibe Euch erneut, da es mir wichtig ist Euch zu sagen, dass ich Daniela Steinert zu keinem Zeitpunkt persönlich zu nahe treten wollte.

Sollte dies so gewirkt haben, dann entschuldige ich mich dafür. In Ihrer Stellungnahme macht Daniela Steinert deutlich, dass die von Frau Prof. (Name entfernt, LW) getätigte Interpretation ihrer Aussagen nicht ihr gewollt waren.

Nichts destotrotz teile ich viele Aussagen aus der PM vom 01.11.2011 ausdrücklich nicht!

Dazu hier die Stellungnahme der Uni zu den mit Wiederlegungen der Vorwürfe der Liste „Eine Uni für alle“: http://myshare.leuphana.de/989e577cb753faf863217f2d574f2220

Aufgrund dieses Missverständnisses schlage ich dennoch weiter vor, dass Ihr Frau (Name entfernt, LW) (ENTFERNT@leuphana.de) mitteilt, dass es hier an der Uni viele Menschen gibt, die froh über die neu berufenden Dozenten sind. Ich persönlich halte sie nach wie vor für eine Bereicherung der Leuphana und hoffe, dass noch viele renommierte und qualifizierte Menschen an unsere Universität kommen.

Da es auch hier einige Missverständnisse gab noch die Fakten zu meiner Person:

(Name entfernt, LW), Master BD 3. Semester
FGV Master Business Development
Vertreter der aktuellen Senatsliste “Für Euch und unsere Uni -Die Fachschaft”
Kandidat der neuen Senatsliste (2012): „Leuphana gemeinsam gestalten!“

p.s. Ich wollte das einfach klarstellen, sorry dafür, dass ihr jetzt noch eine Mail dazu bekommen habt. Das nächste Mal werde ich das von meiner Seite direkt mit Daniela klären!
Was zwischen den letzten beiden eMails hinter den Kulissen abgelaufen ist, kann nur erahnt werden. Erstaunlich ist jedenfalls das Verhalten der Professorin. Sollte sie eine Nachricht verschicken wollen, warum dann über die Fachschaft BWL und nicht z.B. ihr Dekanat oder mzstudy oder den ASTA oder das Studentenparlament? Sollten die Ausführungen von Senatorin Steinert stimmen, wäre das Verhalten der neuen Professorin zudem sehr unprofessionell. Nachdem bereits eine Klarstellung in einer privaten eMail erfolgt ist, ist es mehr als peinlich, nach Wochen noch einmal mit den alten Vorwürfen Politik zu machen. Der Betroffenen vorher nicht einmal zu antworten ist beschämend. Nennt sich so etwas ab sofort "akademisches Niveau"?

LeuphanaWatch fragt: Disqualifiziert sich da gerade jemand selbst?

Unabhängig davon muss die Frage gestellt werden, ob Kritik an Berufungsverfahren ab sofort nicht mehr erlaubt ist, weil die Neuberufenen sich sonst gekränkt fühlen? Etwas Differenzierungsfähigkeit wäre angebracht. Peinlich, peinlich, dieses Schauspiel.

Freitag, 18. November 2011

Eilmeldung: EU-Korruptionsbekämpfer kommen!

Es ist eine Nachricht, die erneut für erhebliche Unruhe sorgen wird: die obersten Korruptiosbekämpfer der EU (OLAF) kommen für eine Untersuchung an die Leuphana Universität Lüneburg! Es geht nach Informationen des NDR um Auftragsvergaben im Zusammenhang mit dem Audimax. Ebenfalls im Visier ist die Firma Rheinzink. Bereits der Landesrechnungshof hatte die Zusammenarbeit mit Rheinzink bemängelt.

Ausführliche Informationen bei den Kollegen des NDR.

Audimaxfertigstellung erst 2015?

Jetzt soll das Audimax offenbar erst 2015 fertig werden. Damit rückt das Bauende in noch weitere Ferne (falls überhaupt gebaut wird). Diese Schlussfolgerung kann zumindest aus dem seit einigen Tagen öffentlichen Bericht der von der Leuphana Universität Lüneburg engagierten Rechnungsprüfer (LeuphanaWatch berichtete) gezogen werden. Nach dem Bericht besteht 2015 ein Finanzierungsbedarf beim Bau, obwohl dieser doch nach bisherigen Aussagen schon 2014 abgeschlossen sein soll.

Auch sonst ist das Dokument eine genaue Lektüre wert. Es ist auf den Webseiten der Leuphana Universität Lüneburg zu finden:
http://www.leuphana.de/campusentwicklung/projektentwicklung/bericht-wirtschaftspruefer.html

Donnerstag, 17. November 2011

Volgershall: Waschmaschine fürs Audimax?

Die bisherige Finanzierung des Zentralgebäudes beinhaltete den Verkauf der Gebäude von Volgershall und Rotenbleicher Weg. Schon diese Planungen waren gemäß Bericht des Landesrechnungshofes nicht gesichert, ein geplanter Verkauf von Volgershall in der angegebenen Höhe unwahrscheinlich. Der Landesrechnungshof sollte Recht behalten: Weil sich Volgershall nicht vermieten lässt, springt kurzerhand die öffentliche Hand ein: das Jobcenter möchte sich dauerhaft einmieten. Dafür aber braucht es doppelte Finanzierung aus der öffentlichen Hand: Zum Einen muss die Universität 1,4 Mio. Euro in einen Umbau investieren, zum Anderen bezahlt das Jobcenter der Universität Miete - wirklich das "wirtschaftlichste Angebot", wie Landkreissprecherin Katrin Peters der Landeszeitung berichtete [1] oder ein Freundschaftsdienst für die Uni?

Man hört [2], die Universität möchte weitere externe Flächen anmieten - um Fernsehstudios für den Innovationsinkubator einzurichten. So fließen EU-Gelder aus dem Schwerpunkt "digitale Medien" in Mietfläche, während die Universität ihre eigenen Flächen nicht selbst nutzt, sondern weiter vermietet. Als Einnahmen kann die Universität dann Mieteinnahmen des Jobcenters verbuchen, während sie zweckgebundene EU-Mittel ausgibt. Sobald die anfänglichen Investitionen von 1,4 Mio. durch die Mieteinnahmen wieder hereingewirtschaftet werden konnten, können die Einnahmen direkt in die Uni, z.B. ins Zentralgebäude fließen. So gelingt es, EU-Mittel, die bis 2014 ausgegeben werden müssen, in öffentliche Einnahmen zu verwandeln, die auch nach 2014 noch in den Libeskindbau fließen können. Ob eine solche Umwidmung von Geldern im Sinne der EU ist, darf bezweifelt werden. Gibt es zu viel Geld im Inkubator, das bis 2014 nicht ausgegeben werden kann? Reichen die Gelder für den Libeskind-Bau nicht aus, so dass Keller Geld beiseite schafft? Ist der bisherige Plan, das Zentralgebäude bis zum 30. Oktober 2014 fertig zustellen, bereits jetzt unrealistisch und möchte Keller für die Zeit danach vorsorgen?
Ein anderer Verdacht liegt außerdem nahe: Würde Volgershall nicht vermietet, sondern stünde der Universität weiterhin als Fläche zur Verfügung, könnte Keller das Zentralgebäude nicht mehr damit rechtfertigen, dass die Universität Flächen benötigte und somit einen zusätzlichen Bau braucht.

LeuphanaWach denkt: Sollte hier irgendwann die EU vor der Tür stehen, wird es richtig ungemütlich - für das Land und für die Uni. Sollte Keller tatsächlich über diesen Weg EU-Gelder waschen, also von ihrer Zweckbindung lösen, hat diese Universität bald wirklich finanzielle Probleme - wenn sie nämlich Millionen von EU-Mitteln zurück bezahlen muss.

[1] Lüneburger Landeszeitung 12./13. November, S. 3
[2] LeuphanaWatch dankt für den Hinweis per Mail

Mittwoch, 16. November 2011

Absolventenfeier vs. Castor

Die diesjährige Graduiertenfeier der Leuphana Universität Lüneburg könnte ungünstiger nicht terminiert sein. Sie soll in genau zehn Tagen am 26.11. stattfinden [1] und damit an genau dem Wochenende, an dem ein Castor-Transport mit hochradioaktivem Atommüll im nahen Gorleben erwartet wird. Während also fast die ganze Region auf den Beinen ist, um an den geplanten Protesten und der ab 12:30 Uhr in Dannenberg stattfindenden Großkundgebung teilzunehmen [2], sollen Absolventen der Leuphana Universität Lüneburg als Gestalter der Zivilgesellschaft des 21. jahrhunderts strahlend ihre Urkunden entgegen nehmen. Dabei rufen in Lüneburg seit Wochen der ASTA und ein breites Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Umweltverbänden, Kirchen und weiteren Gruppen zur Teilnahme an den Protesten und der Großdemonstration auf.

Die Terminüberschneidung von Feier und Castorprotest hat innerhalb der Hochschule in den vergangenen Wochen zu Verstimmungen geführt. Dem Vernehmen nach sind Studenten und Professoren insbesondere aus der Fakultät Nachhaltigkeit ungehalten über die Terminauswahl durch das Präsidium. Die Fachschaft Umweltwissenschaften sah sich zu einer Stellungnahme veranlasst, nachdem sie über den universitären eMail-Verteiler für die Unterstützung der Absolventenfeier kritisiert worden war. Die Studentenvertreter schreiben:
Als Fachschaft werden wir uns natürlich bemühen, dass der dezentrale Teil für alle Absolventen so schön wie möglich wird. Wir stehen deswegen in Absprache mit dem Dekanat und sind bei den Sitzungen seitens der Universität dabei.
Was wir jedoch nicht beeinflussen können ist das Datum. Wir wissen um die Problematik bezüglich des Castorwochenendes und sind selber unglücklich mit der Wahl des Zeitpunktes. Dennoch sollten wir dem Präsidium hier keine Absicht unterstellen.

Es ist bisher nicht klar, wer von euch den Castorprotest der eigenen Zeugnisübergabe vorziehen würde – in jedem Fall arbeiten wir als Fachschaft dafür, dass eine Verabschiedung der Absolventen durch die Fak N an diesem Tag möglich sein wird.

Auch dem Dekanat und der Universität ist das Problem der Überschneidung bereits bekannt und sie sind nicht besonders erfreut darüber. Doch auch die Fakultät kann nichts an dem Termin ändern und von Seiten der Organisationsteams der Feier konnte der Termin – nach Bekanntgabe des Castortermins – auch nichts mehr verschoben werden.

Wir als Fachschaft hätten nun nur noch die Wahl, die Feier nicht zu unterstützen. Davon wollen wir allerdings Abstand nehmen, da wir für unsere Studierenden und auch für die Absolventen genau in solchen Fällen da sein sollten. (...)

Letztendlich möchten wir natürlich jedem überlassen seine Prioritäten selbst zu setzen.
Wir freuen uns darauf, bekannte Gesichter sowohl auf der Graduiertenfeier als auch bei den Castor-Aktionen zu sehen.

Engagiert euch!

Beste Grüße
eure Fachschaft Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften [3]
LeuphanaWatch denkt: Da hat das Präsidium schon die Landesvorsitzende der Hamburger Grünen (GAL) unten seinen Mitarbeitern [4] und schafft es trotzdem nicht, einen der wichtigsten Termine unserer Region rechtzeitig zu bemerken.

Belege
[1] http://www.leuphana.de/alumniportal/veranstaltungen/graduiertenfeier.html
[2] https://www.gorleben-castor.de/
[3] eMail über den Verteiler der Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften, 17.10., "Erklärung zur Graduiertenfeier"
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Katharina_Fegebank

Montag, 14. November 2011

Castor ruft, Anti-Atom-ASTA ist zurück

In einer eMail weist der ASTA auf eine Vorbereitungsveranstaltung zum Atommülltransport nach Gorleben in wenigen Wochen hin. Eingeladen sind alle Studenten.
!! Aktionstraining zum Castor !!

Atomausstieg, Atomtechnologie, Atommüll - sicher ist nur das Risiko!

Ende November rollt der Castor wieder mit hochradioaktivem Müll ins Wendland. Du spielst mit dem Gedanken, dich an gewaltfreien Protestaktionen zu beteiligen? Dann bereite dich gemeinsam mit uns in einem Aktionstraining darauf vor!

Wann? Sonntag, 20.11.11, 16-19.30
Wo? Gebäude 9, Stupa-Raum, Universität Lüneburg

Du willst dich intensiv vorbereiten? Oder nur mal reinschnuppern? Du suchst Anschluss oder Mitglieder für eine Bezugsgruppe? Du hast viel, wenig oder gar keine Aktionserfahrung?

In jedem Fall bist du beim Aktionstraining richtig!

Die Inhalte des Trainings:
Basisdemokratische Entscheidungsfindung und Organisation
Umgang mit Angst und Wut
Hinkommen zur Blockade
Verhalten bei polizeilicher Räumung
Rechtliche Fragen
Kennenlernen und Vernetzen

Wir freuen uns über deine Anmeldung oder ein spontanes Mitmachen!

Kontakt und Anmeldung:
Djamilah Akhzarati: djamilah@mtmedia.org

Eine Aktion des NOA-Referats der Uni Lüneburg, JANUN e.V. und des Castorplenums Lüneburg
Neben dem Aktionstraining soll es auch Busse nach Dannenberg zur Demonstration geben. Dazu aus einer weiteren eMail:
Wie ihr sicher alle wisst, wird in wenigen Wochen wieder ein Castorzug mit Atommüll durch Lüneburg nach Gorleben rollen. Die Endlagerfrage von Atommüll in Deutschland bleibt bei allen Fortschritten der Energiepolitik letztlich noch ungeklärt. Um den 1. Advent herum soll der Müll nun ins Wendland transportiert werden.

Da 2011 zum Castor eine Besetzung der ICE-Strecke geplant ist, ist nicht sicher, ob der Zug dieses Jahr von Norden oder Süden her Lüneburg über die Hauptverkehrsstrecke der Bahn erreicht. Auch in diesem Jahr soll wieder eine Auftaktkundgebung in Dannenberg stattfinden,
Sonnabend, 26.11.2011, 12:30 Uhr.
Wer also nicht in Wendisch Evern im Castor-Camp auf den Zug warten möchte, dem sei gesagt:
Aus Lüneburg fahren zahlreiche Busse zur Demo in Dannenberg.
Abfahrt am Bahnhof, 10:00 Uhr
Rückkehr aus Dannenberg ca. 17:00 Uhr

Es gibt seit dieser Woche Bustickets zur Tagesfahrt Castor-Demo im AStA-Büro zu den Zeiten des Bürodienstes zu erwerben (wochentags 10-14 Uhr).
Kosten: 5 Euro / Studierende und Erwerbslose, 10 Euro / andere Menschen

Lasst uns in Dannenberg zeigen, dass Leuphana voll dabei ist!
LeuphanaWatch freut sich: Der Anti-Atom-ASTA ist zurück!

Sonntag, 13. November 2011

Seine Majestät räumt auf (III)

Ein Märchen in mehreren Episoden

Es stand einmal vor langer Zeit eine königliche Bildungsstätte im kleinen Lande Leinenwiege. Der König selbst mit seinem leicht getönten Haar pflegte dort gewöhnlich zu residieren und mit der Wissenschaft Demokratie zu spielen. Und wie es sich für einen guten König gehört, sorgte er sich um die Zukunft seiner Bildungseinrichtung und wollte, dass sie einen viel versprechenden Weg in die Zukunft finden würde. So entschied seine Majestät eines Tages, dass etwas geschehen müsse. Der König berief den hohen Rat ein und fragte die Wissenschaftler nach ihren Meinungen in einer ebenso brisanten wie geheimen Angelegenheit. "Wir haben eure Meinungen gehört und werden sie in unsere Entscheidung einfließen lassen", verkündete Majestät und war zufrieden über den schönen Schein.

Kaum einen Monat später rief der König den hohen Rat erneut zusammen, um in einer weiteren Angelegenheit höchster Bedeutung zu beraten. Und so fragte Majestät die Wissenschaftler nach ihren Meinungen in dieser neuen, aber ebenso brisanten wie geheimen Angelegenheit. "Wir haben eure Meinungen gehört und werden sie in unsere Entscheidung einfließen lassen", verkündete Majestät und lächelte gönnerhaft.

Da packte den kleinen Dozenten Karl die Wut und er schlug mit der Faust auf den Ratstisch, dass dieser erzitterte, wie es auch die Ältesten nie zuvor gesehen hatten. "Majestät, Rat für Rat hört ihr uns an und verfahrt doch anders", rief der kleine Dozent mit hochrotem Kopf. Er schäumte und redete sich mit dem Mut der Verzweiflung mächtig in Rage. "Ihr spielt mit uns und macht euch über uns lustig. Letztlich tut ihr doch, was ihr wollt. Ihr habt den Rubikon überschritten, wir sind doch nicht in König Alexonder-Land."

So viel Angriffslust hatte Majestät für einen kurzen Moment überrumpelt und er ballte heimlich in der Tasche seines königlichen Gewandes die Faust. Schon bald aber hatte der König die Fassung zurückgewonnen, hauchte seinen Eisatem in den Ratssaal und sagte mit unterkühlter Stimme: "Das nehmen sie zurück, Dozent Karl." Mit diesem fremden König wollte Majestät nicht verglichen werden, denn er war ein ganz fieser Bursche.

Hilfesuchend blickte der kleine Dozent Karl zu den anderen Wissenschaftlern, aber alle starrten ihn entsetzt an. Da wusste der arme Karl, dass er nichts mehr zu verlieren hatte. Er nahm seinen Mut zusammen und beschloss dem König die Stirn zu bieten. "Sie haben Recht Majestät", sagte Karl mit fester Stimme, "es heißt nicht König Alexonder-Land, es heißt König Alexander-Land." Majestät tobte und hatte sichtlich Mühe, die Contenance zu wahren. Ein kleiner Dozent hatte ihn vorgeführt und dass konnte nicht ohne Konsequenzen bleiben.

Ud so kam es, wie es kommen musste. Wer beim König nicht in Ungnade fallen wollte, durfte sich nicht mehr zusammen mit Dozent Karl blicken lassen. Schon bald nutzte seine Majestät das fortgeschrittene Alter des armen Karl, um ihn für immer von der Bildungsstätte im Lande Leinenwiege zu verbannen. Und so ging Karl der Aufrechte einsam aber ungebrochen hinaus in die weite Welt und schwor sich, nie wieder einen Gedanken an seine Heimat der letzten Jahrzehnte zu verschwenden.

Derweil saß Majestät in seinen gläsernen Gemächern und erfreute sich seiner Macht. Und wenn er nicht gestorben ist, dann regiert er wohl noch heute.

Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten mit realen Ereignissen sowie lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und vollkommen unbeabsichtigt. LeuphanaWatch dankt für die zahlreichen Anregungen unserer Leser, die maßgeblich zum Gesamtwerk beigetragen haben.

Freitag, 11. November 2011

Wahlkampf absurd

Nach der aufgeladenen Amtszeit 2011 verspricht der Wahlkampf für die neue Gremienwahl spannend zu werden. Dieses Jahr üben sich nicht nur die Studierenden in Grabenkämpfen, sondern auch die Professoren.

Entgegen sonstiger Gepflogenheiten schlägt die Wahl der studentischen Gremien hohe Wellen. Bereits seit 2008 hat sich das Studierendenparlament weniger als konsensorientiertes Parlament aufgestellt, sondern in widerstreitenden parteinahen oder studiengangsspezifischen Listen Politik gemacht. Neu ist dieses Jahr, dass sich Studierende zu einer Liste formieren, die sehr an die "Leuphana Studierendenschaft" aus dem Jahr 2007 erinnern: Eine ominöse "Liste Leuphana" rüttelt die Universität auf. Sie schreibt auf ihrer Homepage:
"Brauchen wir als Studierende so viele eigene Räume? Braucht jede Fachgruppenvertretung eines Studiengangs ein eigenes Büro? Braucht es ein "Wohnzimmer" in dem Studierende nichts tun außer zu sitzen und Kaffee zu trinken (wofür Café 9 eigentlich da ist)?"

"In der optimalen Hochschule sind alle Studiengänge perfekt aufeinander abgestimmt, die klugen Köpfe befruchten sich gegenseitig und die Major und Minor greifen wie präzise geölte Zahnräder ineinander. Es muss jedoch diskutiert werden ob wirklich alle Studiengänge diese Anforderungen erfüllen und in das Konzept der Leuphana passen. Die Universität braucht Studiengänge mit hohem Forschungs- und Leistungsoutput, diese müssen wir fordern und fördern. Dazu gehören in erster Linie die Nachhaltigkeits-, Kultur- en sowie die Wirtschaftswissenschaften. Andere Studiengänge weisen in diesem Bereich Differenzen auf, die ihren Platz an der Universität in Frage stellen. Einer dieser Fälle ist das Lehramt.
Im Lehramtsstudium wird nicht Bildung vermittelt sondern für einen Beruf ausgebildet. Lehramt bringt keine Erkenntnisse, die in den Wissenspool auf unserem Campus einfließen können. Lehramtsstudierende werden niemals die nachhaltigen Entscheidungen eines Unternehmens beeinflussen, keine wissenschaftlichen Erfolge feiern, keine Nobelpreise gewinnen – sie passen, kurz gesagt, auf Kinder auf. Natürlich ist dies eine löbliche Aufgabe und ihnen gehört Ankerkennung gezollt. Aber passen sie zur Leuphana? Wir wollen uns als Liste dafür einsetzen, dass dieser Diskurs ehrlich und im Einverständnis aller Beteiligten geführt wird um eine für alle zufriedenstellende Lösung zu finden."
Wer näher hinsieht, bemerkt, dass es die "Liste Leuphana" bereits zur letzten Wahl gab, damals wie heute eine Kritik der bisherigen Linie des Präsidiums der Leuphana. So gelingt es der Liste, den Finger in die richtige Wunde zu legen: Wer erinnert sich nicht an Spouns Schlingerkurs in Sachen Lehramt? Lange hat es der Präsident kontinuierlich vermieden, zu Lehramt an der Leuphana Universität Lüneburg deutlich Stellung zu beziehen. Musste er im Rahmen einer studentischen Vollversammlung im Jahr 2010 die Akkreditierung des Lehramts vorantreiben, so fühlt er sich nun erneut dazu genötigt, zu reagieren. Am 10. November wurde folgende Stellungnahme des Präsidenten und der Dekanin an alle Mitarbeitenden der Universität verschickt:
"Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Studierende,

die sogenannte „Liste Leuphana“ hat folgende Ausführungen zur Stellung der Lehrerbildung an der Leuphana Universität verbreitet:
„Im Lehramtsstudium wird nicht Bildung vermittelt sondern für einen Beruf ausgebildet. Lehramt bringt keine Erkenntnisse, die in den Wissenspool auf unserem Campus einfließen können. Lehramtsstudierende werden niemals die nachhaltigen Entscheidungen eines Unternehmens beeinflussen, keine wissenschaftlichen Erfolge feiern, keine Nobelpreise gewinnen – sie passen, kurz gesagt, auf Kinder auf. Natürlich ist dies eine löbliche Aufgabe und ihnen gehört Ankerkennung gezollt. Aber passen sie zur Leuphana? Wir wollen uns als Liste dafür einsetzen, dass dieser Diskurs ehrlich und im Einverständnis aller Beteiligten geführt wird um eine für alle zufriedenstellende Lösung zu finden."

Präsidium und Dekanin der Fakultät Bildung weisen diese Vorwürfe scharf zurück. Bereits im Zuge der intensiven Diskussion und kritischer Abwägung aller Aspekte des Senats zur Entwicklungsplanung im Jahr 2008, wurden immer wieder Vermutungen und Vorwürfe geäußert, die Lehrerbildung passe nicht in das Leuphana Konzept und würde über kurz oder lang geschlossen werden. Teil der Entwicklungsplanung war die Implementierung von vier Wissenschaftsinitiativen, eine davon ist die Initiative Bildungsforschung. Zudem wurde die Neuaufstellung der Lehrerbildung von einer externen Expertenkommission begleitet. Für eine zukunftsorientierte Lehrerbildung strebt die Leuphana Universität folgende Ziele an:

1. Kompetenzen bündeln
In der Fakultät Bildung sind die notwendigen Ressourcen für das Lehramtsstudium gebündelt. Darüber hinaus verstärken die anderen drei Fakultäten in spezifischen Fachgebieten die Lehrerbildung sowohl in Forschung als auch Lehre, so dass die Leuphana insgesamt für ein hervorragendes Portfolio in der Lehrerbildung steht. In der Fakultät Bildung und den für die Lehrerbildung wichtigen Nachbardisziplinen sind bereits zehn neue Professorinnen und Professoren neu berufen worden. Mit dem Zielbild einer Ausstattung von insgesamt ca. 30 Professuren sind sowohl der Professionalisierungsbereich (Erziehungswissenschaften und Psychologie) als auch die Fachdidaktiken und Fachwissenschaften im Vergleich mit anderen Universitäten personell gut ausgestattet. Um die Idee einer gemeinsamen Wissenschaftsinitiative mit Leben zu füllen, wird intensiv an dem Forschungsschwerpunkt „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ gearbeitet. Damit positioniert sich die Leuphana Universität Lüneburg sowohl in der Forschung als auch in der Lehre deutlich im aktuellen bildungswissenschaftlichen Diskurs.

2. Bildung statt Ausbildung
Das professionelle Handeln von Lehrerinnen und Lehrern erfordert neben sachlichfachlicher Expertise ein enormes Maß an Reflexionsfähigkeit und Weitsicht, welches dadurch angeregt und entwickelt wird, dass die beteiligten Disziplinen Erziehungswissenschaften, Psychologie, Fachdidaktiken und Fachwissenschaften – Forschung, Lehre und Praxis im Sinne einer handlungsorientierten Bildung auf fundiertem wissenschaftlichen Niveau miteinander verbinden. Über diese enge Verzahnung wird angestrebt, die Lehramtsstudierenden sowohl auf eine problemorientierte, Fachgrenzen überwindende Unterrichtsgestaltung vorzubereiten als auch deren lebenslange eigene Professionalisierung zu initiieren. Dabei geht die Lehrerbildung im Sinne des Bildungsideals der Leuphana Universität Lüneburg grundsätzlich über ein Konzept reiner Kompetenzentwicklung hinaus. Die Verzahnung von Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Erziehungswissenschaft/Psychologie zielt immer auch darauf ab, mit den Studierenden spezifische überfachliche Werthaltungen und Orientierungen als Deutungsmuster und Grundlage zu entwickeln, um zukünftige Herausforderungen aktiv gestalten zu können.

3. Theorie trifft Praxis
Die Ermöglichung frühzeitiger und kontinuierlicher Lehr- und Praxiserfahrungen innerhalb der Lehrerbildung sind ein wesentlicher Eckpfeiler an der Leuphana Universität Lüneburg. In den Fokus rückt somit eine konkrete Handlungsebene, die spezifische Wissensbedarfe und Bedingungsfelder ersichtlich werden lässt. Dies impliziert die Konzeption und Etablierung praxis- und problemorientierter Lehr-Lern-Arrangements und Methoden im hochschuldidaktischen Kontext. Mit der Stärkung dieser theoriebasierten Praxis- und Problemorientierung wird ein gewichtiger Schritt zur Entwicklung von beruflicher Professionalität in der universitären Lehramtsausbildung ermöglicht. Durch ein Partnernetzwerk aus Fakultät Bildung, Kompetenzzentrum für schulische Praxisstudien, umgebenden Schulen, der Landesschulbehörde sowie das demnächst zu gründende Kompetenzzentrum für Lehrerfortbildung wird über die reflexive Verzahnung von Theorie und Praxis ein national konkurrenzfähiges und internationalen Ansprüchen genügendes Profil aufgebaut und eine entsprechende Ausbildung, Bildung, Fort- und Weiterbildung professionell in Schule Agierender garantiert.

4. Flexibilität durch innovative Studienangebote
Mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur werden derzeit die Möglichkeiten eines viersemestrigen Master of Education ausgelotet. Dieses Studienangebot eröffnet den Studierenden die Chance, mit einem Masterangebot in Educational Sciences entweder die schulbezogene Berufsperspektive zu vertiefen als auch ein verstärkt theoretisch-wissenschaftliches Programm zu wählen. Beide Wege, die viersemestrigen Master für das Lehramt an Grundschulen, an Haupt- und Realschulen sowie an Berufsbildenden als auch der Master in Bildungswissenschaften eröffnen den Studierenden den Weg zur späteren Promotion bei entsprechender persönlicher und fachlicher Eignung. Zudem besteht die Möglichkeit durch das integrative Konzept der Graduate School das Masterstudium mit einer Promotion zu verzahnen. Auf diesem Weg wird auch der akademischen Nachwuchs und damit die Forschung gefördert, die Qualität in der Lehramtsausbildung durch vertiefte wissenschaftliche Fundierung und Fachlichkeit erhöht sowie die Attraktivität der Leuphana Universität für Studierende gesteigert.
Eine erneute Diskussion um die Bedeutung der Lehrerbildung an unserer Universität erscheint uns gegenüber den vielen Kolleginnen und Kollegen, die mit großem Engagement und Einsatz an der Erreichung der oben formulierten Ziele arbeiten, unangemessen. Im laufenden Wahlkampf der akademischen Hochschulwahlen sind kontroverse Diskussionen wünschenswert, diese sollten aber auf einer sachlichen Ebene geführt werden.

Mit herzlichen Grüssen
(Namen entfernt)"
Es ist doch erstaunlich, dass es eine Liste für die studentischen Wahlen schafft, noch im Vorfeld der Wahlen eine solche Reaktion hervor zu rufen. LeuphanaWatch gratuliert den engagierten Studierenden und wünscht weiterhin viel Erfolg!

Auch auf der Seite der Professorenschaft aber zeigt sich das Ergebnis der Spounschen Politik: Entgegen bisheriger Gepflogenheiten, sich nach Fakultäten für den Senat aufstellen zu lassen, gibt es anstelle der bisherigen Listen (BiKuwi, Wirtschaft, Nachhaltigkeit) die Listen "BiKuwi", "Wirtschaft" und "Neuausrichtung". So mutiert die ehemalige Nachhaltigkeits-Liste zum Auffangbecken für all diejenigen, die unter dem Deckmantel der Neuausrichtung einen Wahlkampf mit Schlagworten antreten. Wer sollte sich schon gegen die Neuausrichtung aussprechen? Spannend wird, ob sich die Listen der Profs jetzt, wo sich politische Listen formieren, auch Wahlprogramme und politische Erklärungen abgeben oder ob die nächste Amtszeit der Gremium von einem primitiven Grabenkampf bestimmt wird: pro oder contra Präsidium.

Mittwoch, 9. November 2011

Seine Majestät räumt auf (II)

Ein Märchen in mehreren Episoden

Es stand einmal vor langer Zeit eine königliche Bildungsstätte im kleinen Lande Leinenwiege. Der König selbst mit seinem krausen Haar pflegte dort gewöhnlich zu residieren und der Wissenschaft in die Arbeit hineinzuregieren. Und wie es sich für einen guten König gehört, sorgte er sich um die Zukunft seiner Bildungseinrichtung und wollte, dass sie den richtigen Wissenschaftlern eine Heimat bieten würde. So entschied seine Majestät eines Tages, dass etwas geschehen müsse. Die Herren Wissenschaftler beriefen selbst nach Gutdünken ihre Nachfolger und der König konnte wenig dagegen tun. "Ab sofort wird Majestät nur noch angemessene Wissenschaftler für diese Bildungsstätte passieren lassen", verkündete Majestät und ließ zur Tat schreiten.

Als die Wissenschaftler der kleinen Bildungsstätte die Neuigkeiten hörten, da wurden sie rasend vor Wut. Sie überlegten hin und her und entschieden, vorerst nichts zu tun. Und so kam es, wie es kommen musste. Eines Tages schickte eine Gruppe von Wissenschaftlern der geheimnisvollen Künste einen Vorschlag für die Berufung an den König. Die Wissenschaftler freuten sich, denn sie hatten eine Idealbesetzung entdeckt und zusätzlich noch einen Reservekandidaten vorschlagen können.

Und so kam es, dass Majestät die zwei vorgeschlagenen Herren zu sich in seinen Glaspalast einlud, um seine Wahl zu treffen. Zuerst erschien der erste Kandidat der Wissenschaftler. "Ich bin belesen, im Lande wohl bekannt und ein Großmeister meines Faches", sprach der ehrwürdige Meister. "Meine Schüler lieben mich." Der König aber verdrehte die Augen und sprach: "Wie kann ich einen Herrn einstellen, der mir unsympathisch ist und langweilig obendrein?" Und so erschien der zweite Kandidat zur Audienz seiner Majestät. Mit geschwinden, wippenden Schritten ging er auf den König zu, kniete vor ihm nieder und sagte: "Ich habe in der Wissenschaft noch nicht viel vorzuweisen, aber ich bin jung, dynamisch und werde eurem Hause sicher große Ehre machen." Da klatschte seine Majestät in die Hände und dachte sich im Stillen: "Der ist wie ich."

Als der ehrwürdige Meister über die Wahl des Königs informiert wurde, wandte er sich hilfesuchend an die Wissenschaftler, die ihn ausgewählt hatten. Die waren einmal mehr außer sich vor Wut und bebten vor Zorn. Sie überlegten lange hin und her und entschieden, vorerst nichts zu tun.

Derweil saß Majestät in seinen gläsernen Gemächern und erfreute sich seiner Macht. Und wenn er nicht gestorben ist, dann regiert er wohl noch heute.

Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten mit realen Ereignissen sowie lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und vollkommen unbeabsichtigt. LeuphanaWatch dankt für die zahlreichen Anregungen unserer Leser, die maßgeblich zum Gesamtwerk beigetragen haben.

Samstag, 5. November 2011

Absolventenjahrbuch absurd

Erstmals soll es in diesem Jahr ein Absolventenjahrbuch an der Leuphana Universität Lüneburg geben. Alle Absolventen können sich darin eintragen und ein Teil davon werden. Das Marketing schildert die Vorteile wie folgt:
Ihre Vorteile auf einen Blick:
- Sie haben eine schöne Erinnerung an die Studienzeit
- Sie präsentieren sich frühzeitig attraktiven Arbeitgebern
- Sie erreichen hochinteressante, potenzielle Arbeitgeber aus allen Branchen und Bereichen
- Das Absolventenbuch ermöglicht es Ihnen, mit Kommilitoninnen und Kommilitonen in Kontakt zu bleiben
- Sie nutzen eine effiziente Ergänzung zu kostenintensiven Initiativ-Bewerbungen [1]
Moment, Initiativ-Bewerbung und Präsentation bei Arbeitgebern? Eine interessante Aussage. Die Marketingabteilung führt aus:
Sie erhalten so nicht nur ein Jahrbuch ihres Abschlusssemesters, sondern können auch einen effizienten Bewerbungskanal für Ihre berufliche Zukunft nutzen, der von immer mehr Unternehmen und Organisationen zum gezielten Recruiting von Berufseinsteigerinnen und -einsteigern genutzt wird. [1]
Immer mehr Unternehmen nutzen also das Jahrbuch zum Recruiting. Eine erstaunliche Aussage, wo dieses doch erstmalig erscheint. Aber sicherlich ist das nur missverständlich formuliert und im Allgemeinen bei Jahrbüchern so. Klar, dass die Fachschaft BWL bei so viel Arbeitsmarktorientierung jubelt und das Jahrbuch gleich empfiehlt. [2] Jetzt bitten wir nur noch um die Beantwortung einer Frage: Als Absolvent im Bereich Lehramt GHR und LBS nutzt mir das was?

[1] http://www.leuphana.de/alumniportal/veranstaltungen/graduiertenfeier/absolventenbuch-2011.html
[2] http://www.leuphana.de/fsfb2.html
LeuphanaWatch dankt für den Hinweis und die treffliche Frageformulierung.

Freitag, 4. November 2011

Leuphana schickt Wirtschaftsprüfer gg. LRH

Bereits vor einigen Tagen hat die Leitung der Leuphana Universität Lüneburg die Landeszeitung informiert: angeblich sei die Finanzierung des geplanten Zentralgebäudes gesichert. Die LZ schreibt:
"Die Uni-Spitze hat es jetzt schriftlich: Die Finanzierung des Zentralgebäudes ist gesichert. So steht es zumindest in einem Gutachten, das die BRL Treuhand aus Hamburg vorlegt. Die Wirtschaftsprüfer haben die Finanzierungsplanung des Libeskind-Baus unter die Lupe genommen - im Auftrag der Leuphana."
Die Leitung der Leuphana Universität Lüneburg hat nach den Querelen rund um den Bericht des Landesrechnungshofes (LRH) zum Gegenschlag ausgeholt und versucht, den Landesrechnungshof nun auf peinliche Art und Weise blosszustellen. So besagt die Pressemitteilung der Universität (1) nicht nur, dass der Landesrechnungshof irrt, sondern legt auch nahe, dass dieser nicht unabhängig genug sei, um die Finanzierungspläne korrekt zu bewerten:

„Wir haben für diese unabhängige Prüfung ganz bewusst ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen gewählt, das vorher in keinerlei Beziehung zur Leuphana gestanden hat. Uns war eine Gesamtschau von außen bei der Detailprüfung des Finanzierungskonzeptes besonders wichtig“, erläutert Dr. Volker Meyer-Guckel, Vorsitzender des Stiftungsrats der Universität. Auf diesem Wege könne die notwendige Objektivität der Begutachtung gewährleistet werden. Und weiter: „Das Ergebnis der Prüfung bestätigt erneut die vorliegende Planung. Es gibt uns und damit auch den Steuerzahlern zusätzliche Sicherheit.“

Vorgestern kam die Ministerin an die Universität. Ob sie ihren Ärger über das Gebaren der Hochschulleitung weiterhin im Zaum halten und sich derart öffentlich vorführen lassen wird, wird die Zeit zeigen. Bisher hat sie sich bedingungslos hinter die Universitätsleitung gestellt - wie lange aber kann sie sich das noch leisten, ohne ihr Gesicht zu verlieren? In der LZ waren keine kritischen Anmerkungen zu finden (2).

Wie unabhängig und verlässlich sind die Aussagen eines Wirtschaftsprüferunternehmens? Im Gegensatz zum Landesrechnungshof werden sie direkt von der Universität bezahlt und sagen wohl in der Hoffnung auf Folgeaufträge im Zweifel wohl eher das, was der Kunde auch hören möchte, als dies eine staatliche Einrichtung tun mag, die den Umgang mit Staatsgeldern prüft.

LeuphanaWatch denkt: Im Für und Wider zwischen Staat und Wirtschaft kann man den Einrichtungen, die zur Regulierung und Überprüfung der gewählten Vertreter dienen, mehr vertrauen als kapitalorientierten Branchen. Ein Privatunternehmen als vermeintlich unabhängigen und interesselosen Dritten ins Rennen zu schicken, ist nicht nur dem Ministerium gegenüber unverschähmt, sondern wirft viele weitere Fragen über die Kritikfähigkeit und die Ausrichtung des Präsidiums auf. Wer nur Staatsferne predigt und sich im Gegenzug dem privatwirtschatlichen Sektor unkritisch anbiedert, sollte doch eher eine Firma, aber keine Hochschule leiten.

(1) http://www.idw-online.de/pages/de/news448663
(2) http://www.landeszeitung.de/lokales/hochschule/news/artikel/ministerin-spuert-aufbruchstimmung/

Donnerstag, 3. November 2011

Seine Majestät räumt auf (I)

Ein Märchen in mehreren Episoden

Es stand einmal vor langer Zeit eine königliche Bildungsstätte im kleinen Lande Leinenwiege. Der König selbst mit seinem wallenden Haar pflegte dort gewöhnlich zu residieren und der Wissenschaft bei der Arbeit zuzuschauen. Und wie es sich für einen guten König gehört, sorgte er sich um die Zukunft seiner Bildungseinrichtung und wollte, dass sie die schönste, berühmteste und angesehenste der ganzen Welt werden sollte. So entschied seine Majestät eines Tages, dass etwas geschehen müsse. Das bunte Wirrwarr der Wissenschaftler in den vielen Häusern der Bildungsstätte sollte fein säuberlich sortiert werden. "Da werden die Herren viel besser und profilierter arbeiten können", verkündete Majestät und ließ zur Tat schreiten.

Es war an einem grauen Wintertag, als der kleine Dozent Walter erfuhr, dass er mit seinem ganzen Arbeitszimmer in ein anderes Haus umziehen sollte. So packte er seine sieben Sachen in eine Kiste und meldete dem königlichen Umzugsdienst einen Schreibtisch, einen Schrank, ein Sofa und eine Kiste zum Transport. Als der König die Liste zur Genehmigung sah, da packte ihn das Grauen. Nur zu gut erinnerte er sich an das alte, blaue Sofa, das zwar für Gemütlichkeit, aber nicht für seine Ästhetik bekannt war. So verbot er dem Dozenten Walter, sein Sofa in das neue Arbeitszimmer mitzunehmen.

Der arme Dozent Walter war ganz verzweifelt. "Du hast mir lange Jahre so gute Dienste erwiesen", sagte er zu seinem Sofa, "aber was soll ich denn tun? Wenn Majestät befiehlt, dann muss ich folgen." Als das alte Sofa das hörte, wurde es wütend. Es nahm seinen ganzen Mut zusammen und schrie so laut es konnte: "Majestät soll sich um die Wissenschaft bemühen. Wo kommen wir denn hin, wenn Herr König jetzt schon Büroeinrichtung vorschreibt? Außerdem ist es wissenschaftlich bewiesen, dass zwischenzeitliche Entspannung die Effektivität der Arbeit erheblich steigert. Von meiner ausgeprägten Vernetzungsförderung möchte ich gar nicht sprechen." Da wurde Dozent Walter ganz schweigsam, starrte lange an das gehängte Bildnis seiner Majestät an der Wand und sagte schließlich: "Ach mein liebes, altes Sofa. Wärest du nur nicht blau, sondern leuchtend dunkelrot in den Leinenwiegeschen Königsfarben. Dann hätte Majestät vielleicht eine Ausnahme gemacht."

Derweil saß Majestät in seinen gläsernen Gemächern und erfreute sich seiner Macht. Und wenn er nicht gestorben ist, dann regiert er wohl noch heute.


Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten mit realen Ereignissen sowie lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und vollkommen unbeabsichtigt. LeuphanaWatch dankt für die zahlreichen Anregungen unserer Leser, die maßgeblich zum Gesamtwerk beigetragen haben.