Samstag, 8. Mai 2010

Wer ist eigentlich Dr. Volker Meyer-Guckel?

Die Leuphana hat ein neues Stiftungsratsmitglied. Nachdem die bisherige Vorsitzende Prof. Dr. Marion Schick Kultusministerin in Baden-Württemberg geworden ist und ihr Stiftungsratsmandat zurückgeben musste, gibt es jetzt einen Neuen in der illustren Runde: Dr. Volker Meyer-Guckel. Er ist stellvertretender Geschäftsführer des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft. Einen kurzen Lebenslauf findet man dort auf der Homepage:
„Dr. Volker Meyer-Guckel ist seit 2005 stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes und leitet den Bereich Programm und Förderung. Dr. Volker Meyer-Guckel studierte Anglistik, Philosophie und Chemie in Kiel, Belfast und New York. Er unterrichtete Amerikanische Kulturwissenschaft an der Universität Kiel, wo er 1992 promovierte. 1993 wechselte er in die Studienstiftung des deutschen Volkes, dort war er ab 1995 Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Von 1997 bis 1999 arbeitete er als Redenschreiber im Stab des Bundespräsidenten Roman Herzog zu den Themenschwerpunkten Wissenschaft, Bildung und Zivilgesellschaft. Von 1999 bis 2005 leitete er die Programme des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft, Essen, in den Bereichen Hochschulentwicklung und Strukturinnovation in der Wissenschaft.“ [1]
Was ist dieser Stifterverband eigentlich? Nach eigener Aussage [2] repräsentiert er fast die gesamte deutsche Wirtschaft – der Mittelstand sei ebenso vertreten wie fast alle DAX-Konzerne. Die Mitglieder des Stifterverbandes nehmen ihrer Auffassung nach gesellschaftliche Verantwortung wahr und leisten ihren Beitrag für ein „effizientes Wissenschaftssystem“. Die gesellschaftliche Verantwortung wird natürlich nicht ganz uneigennützig wahrgenommen: „Als Netzwerker an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft verfügt der Stifterverband über hervorragende Kontakte, die seinen Mitgliedern Mehrwert bieten – zum Beispiel bei Public-Private-Partnerships mit Hochschulen.“ Und wo es um Geschäfte geht, sind natürlich die Granden der Wirtschaft nicht weit. Eine enge Verbindung besteht z.B. zum Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV), dem Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA), zu BDI, BDA und anderen.

Ein Mann nach Holm Kellers Geschmack könnte man vermuten. Zumal der Stifterverband auch mit Bertelsmann, dem Centrum für Hochschulentwicklung und Mc Kinsey kooperiert. [3]

Für was für eine Politik steht Dr. Volker M.-G. also ganz konkret? Wie sehen seine Vorstellungen einer Universität aus? Eine paar zentrale Punkte aus Interview-Äußerungen und Presseberichten:
  • Die Abschaffung der Studiengebühren in Hessen hält er für „töricht“, Studiengebühren für sinnvoll [4]
  • Meinung zu Bologna: "Leider wird Bologna ganz überwiegend durch die negative Brille analysiert", bedauert Meyer-Guckel. "Für viele Vorwürfe der Bologna-Kritiker fehlen schlicht die Belege.“ Eine Reform der Bologna-Reform sei nötig, aber keine Rückabwicklung zu den alten Studiengängen. [5] 
  • "Wissenschaft braucht Managementprofis" [6]
  • „Mehr privates Kapital [soll] in das Bildungssystem“ fließen [7] 
  • Hochschulen sollen sich auf dem expandierenden Weiterbildungsmarkt engagieren und können dort „für Unternehmen künftig interessante und verlässliche Partner“ sein [8]
  • Entwicklung einer "starken Markenidentität" für Universitäten wichtig [9]
Und M.-G. befürwortet Stiftungsräte. Worauf es bei deren Arbeit besonders ankommt, formulierte er in der Vergangenheit wie folgt:
Hochschulräte sorgen für Transparenz ihrer Vorgehensweise und ihrer wesentlichen Entscheidungen. Hochschulräte sollten über Sitzungstermine, Tagesordnungspunkte, zentrale Beschlüsse und Ansprechpartner informieren. Es empfiehlt sich, zu geeigneten Themen Hochschulratssitzungen ganz oder teilweise öffentlich stattfinden zu lassen. [10]
Hochschulräte sollten eine konstruktive Beziehung zum Senat pflegen. Empfehlenswert können sein: regelmäßiger Austausch mit dem Senatsvorsitz, gemeinsame Sitzungen, Bericht des Hochschulratsvorsitzenden im Senat, der gegenseitige Austausch von Tagesordnungen und Protokollen, Senatsbeobachter in Hochschulratssitzungen (und umgekehrt). [10]
Hochschulräte sollten aktiv ihre Standpunkte deutlich machen und in einen vertrauensbildenden Dialog mit den verschiedenen Angehörigen der Hochschuleeintreten. Sie sollten Hochschulmitglieder in ihre Arbeit einbinden, z.B. in Arbeitsgruppen oder Ausschüssen des Hochschulrats, durch Präsentationen in Hochschulratssitzungen oder durch Gelegenheiten zum informellen Austausch am Rande der Sitzungen. [10]
Die Hochschule soll also informiert werden und auch informell ihre Meinungen einbringen. Ob aber auch ein Einfluss auf Entscheidungen gewünscht ist? Sicher ist aber eins: Zumindest an den selbst formulierten Anforderungen wird sich M.-G. nun zusammen mit seinen neuen Kolleg_innen messen lassen müssen. Bei diesen wird etwas Überzeugungsarbeit nötig sein: Bisher fiel der Lüneburger Stiftungsrat jedenfalls nicht durch besondere Transparenz, öffentliche Sitzungen, die Information über seine Tagesordnung o.ä. auf. Eine Diskussion über Inhalte war nicht möglich, wäre aber umso dringlicher. Wenn ein Einfluss auf Entscheidungen gewünscht ist.

Zum ersten Mal in Erscheinung tritt M.-G. voraussichtlich auf der nächsten Stiftungsratssitzung am 16. Juli...

Quellen:
[1] http://www.stifterverband.info/ueber_den_stifterverband/organisation_und_gremien/generalsekretaer/stellvertretender_generalsekretaer/index.html
[2] http://www.stifterverband.org/ueber_den_stifterverband/mitgliedschaft/index.html
[3] http://gew-nds.de/eigenverantw_loads/privatisierung.pdf sowie http://www.stifterverband.org/wissenschaft_und_hochschule/programme_2010/index.html
[4] http://www.karriere.de/bildung/endloser-zank-um-die-studiengebuehren-7364/
[5] http://www.hrk.de/95_4987.php
[6] http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/152477/
[7] http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1167814/
[8] http://www.quartaere-bildung.de/forschungsprogramm/programmpartner/programmbeirat/meyer-guckel/index.html
[9] http://idw-online.de/pages/de/news329698
[10] http://www.che-ranking.de/downloads/Veranstaltungen/CHE_Vortrag_Meyer_Guckel_Empfehlungen_fuer_Hochschulraete_PK252.pdf

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